Zwei Papageienkannen

Papageien mit kleinen Köpfen, kurzen Schnäbeln, gedrungenen Leibern und den Krallen eines Raubvogels? Der Künstler, der die beiden Kannen um 1780 modellierte, hatte vermutlich noch nie einen Papagei gesehen, versuchte aber immerhin, die Farbenpracht exotisch zu gestalten.

Fayencen waren im späten 17. und 18. Jahrhundert in ganz Deutschland beliebt und wurden auch in Schlesien eine Zeitlang hergestellt.

Figuren, Gefäße und Tafelgeschirre aus Fayence konnten sehr anmutig und zierlich sein. Jahrzehntelang behaupteten sie sich erfolgreich gegenüber der Konkurrenz aus Porzellan. Fayencen bestehen aus poröser, wasserdurchlässiger Keramik mit einer weißen Zinnglasur, die als Untergrund für farbige Dekore dient. Das große Vorbild für die Fayenceproduktion war das niederländische Delft.

In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts versuchten auch in Schlesien Adelige und bürgerliche Unternehmer von der starken Nachfrage zu profitieren. Die beiden oberschlesischen Manufakturen in Glinitz und Proskau, gegründet 1754 und 1763, unterschieden sich kaum in ihren Produkten. Die fantasievolle Gestaltung von Gebrauchsgefäßen erlebte im Rokoko eine Blütezeit. Die bunt bemalten Papageienkannen aus Glinitz sind ein Beispiel für die damals beliebten exotischen Tierformen.

Doch nur in Proskau konnte sich die Fayenceherstellung über längere Zeit auf dem hart umkämpften europäischen Markt behaupten. Eine Initiative Friedrichs des Großen gab hier den Anstoß zur Produktion. Mehr als 50 Fachkräfte arbeiteten in Nebengebäuden des Schlosses im Auftrag der Proskauer Herrschaft, der Grafen von Dietrichstein, zeitweise auch unter staatlicher Regie. Die Blüte der oberschlesischen Fayencefabrikation währte aber nur einige Jahrzehnte. Bereits 1793 kam sie in Proskau zum Erliegen. Am Ende setzte sich doch das qualitativ hochwertigere Porzellan durch.

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