Stiftskirche zum Heiligen Kreuz und St. Bartholomäus

Die Stiftskirche wurde von Herzog Heinrich Probus (Heinrich IV.) als Weihgabe gestiftet, nachdem sein langjähriger politischer und kirchlicher Streit mit dem Breslauer Bischof Thomas II. im Herbst 1287 beigelegt worden war. Als Zeichen ihres Vergleiches beschlossen die beiden Wiedersacher, jeweils ein Gotteshaus zu finanzieren: Heinrich IV. – eine Stiftskirche in der Nähe seiner Burg und Bischof Thomas – eine Stiftskirche in Ratibor (pol. Racibórz), die seinem Schutzpatron geweiht war. Am 11. Januar 1288 stellte Herzog Heinrich eine Stiftungsurkunde aus, aus der hervorging, dass die Stiftskirche eine Gedenkstätte für seine Familie sein sollte, und er selbst brachte in seinem Testament seinen Willen zum Ausdruck, dass sie die vorübergehende Ruhestätte seines Leichnams sein sollte, bis ein weiterer Tempel aus seiner Stiftung für den Zisterzienserorden errichtet worden ist, in dem er dauerhaft ruhen sollte. Dazu kam jedoch nicht, denn 1290 verstarb der Herzog plötzlich und seine Gemahlin Mathilde von Brandenburg kehrte in ihre Heimat zurück. 1292 starb auch Bischof Thomas.

Der Architekt des Gebäudes war höchstwahrscheinlich Meister Wiland, der als Heinrichs Hofbaumeister genannt wird.

Die sehr hohe, zweigeschossige Hallenkirche aus Backstein hat eine in Schlesien ungewöhnliche zweigeschossige Innenraumaufteilung: die Unterkirche St. Bartholomäus und die eigentliche Oberkirche zum Heiligen Kreuz, die den ersten Grundriss fast vollständig wiederholt.

Im waagerechten Grundrissschnitt hat die Kirche die Form eines lateinischen Kreuzes: ein vierspanniges, langgestrecktes Presbyterium endet mit einem dreiseitigen Chorumgang; das Querschiff mit der gleichen Gewölbespannweiten hat analoge Enden. Die drei Schiffe bilden eine Halle, wobei das Untergeschoss ausschließlich Kreuzrippengewölbe aufweist, während im später fertiggestellten Obergeschoss auf jeden zweiten Pfeiler verzichtet wurde. Dabei wurden im Mittelschiff doppelte Gewölbe und in den Seitenschiffen dreiteilige Gewölbe eingeführt.

Die Kirche ist 66 m lang, 44 m breit und die Schiffe sind 19 m hoch. Die beiden Türme, die sich in den Ecken zwischen der Halle und dem Querschiff befinden (nur der südliche, höhere Turm ist vollständig fertiggestellt und endet in einer 69 m hohen Spitze), sind mit Kupferblech verkleidet und stammen aus der Zeit um 1484.

Ungewöhnlich ist auch die Dachlösung: Das Mittelschiff hat ein hohes Längsdach, gemeinsam mit dem Presbyterium, während die Seitenschiffe Quersatteldächer haben, die zusammen mit hohen Strebepfeilern und schmalen Fenstern den vertikalen Rhythmus betonen. Eine ähnliche Überdachung der Seitenschiffe befindet sich in der Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Culm (pol. Chełmno).

Einer der Giebel in der Südfassade ist mit einem kupfernen heraldischen Adler verziert, allerdings ohne den Halbmond auf der Brust, so dass er nicht mit dem Wappen des Stifters identifiziert werden kann. Sie stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 1600.

Im Inneren der Oberkirche ist das Stiftungs-Tympanon mit der Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit in der Art des von Heinrich Probus und seiner Frau Mathilde verehrten Gnadenthrons erhalten geblieben. Das Tympanon wurde um 1350, also nach der Fertigstellung des Tempelbaus, angebracht. Das ideologische Vorbild war die Soteriologie des heiligen Paulus, nach der im Heilswerk die Hauptinitiative Gott dem Vater, zukommt, der einen Plan der Versöhnung aufstellt und durch den Sohn handelt. Kniende Figuren von Menschen hingegen sollten die Stimmung der Buße und die Notwendigkeit zur Hilfe zum Ausdruck bringen und ein Zeichen des Respekts, der Dankbarkeit und des Lobes sein [7]. Die Funktion des Hauptaltars übernimmt der Altar der „Entschlafung der Jungfrau Maria“ und der Seitenaltar ist das Pentaptychon von Przecław. Im südlichen Arm des Querschiffes befindet sich der Grabstein des Kanonikers Stanislaus Sauer (gest. 1535), der zu den frühen Werken der Renaissance in Schlesien gehört.

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