Mondsichelmadonna

Vor über 600 Jahren wurde die „Mondsichelmadonna“ aus Lindenholz geschnitzt. Und nur wenig ist über sie bekannt. Wahrscheinlich stammt sie von einem spätgotischen Flügelaltar, den man öffnen und schließen konnte, um das Altarbild im Laufe des Kirchenjahrs zu ändern. Mit ihrem lieblichen Gesicht, ihrer geschwungenen Gestalt und dem weich fallenden Gewand gehört die Maria zu den „Schönen Madonnen“.

Dieser Typus verbreitete sich seit Ende des 14. Jahrhunderts von Böhmen nach Schlesien, wo die Marienfigur zwischen 1410 und 1420 in einer Bildhauerwerkstatt angefertigt wurde – möglicherweise in Bunzlau und vermutlich für die Kirche in Droskau bei Sorau in der Niederlausitz, heute Żary. Sie war das Zentrum des Altarschreins, begleitet von weiteren Heiligenfiguren.

Maria steht auf der Sichel eines Halbmondes. Deshalb zählt sie zu den sogenannten „Mondsichelmadonnen“. Zusammen mit dem Zepter in der Hand und der Krone auf dem Kopf ist sie als „Himmelskönigin“ zu erkennen. Auf ihrem rechten Arm trägt sie das Jesuskind. Der Apfel in der Hand des Knaben ist eine Anspielung auf den Sündenfall im Alten Testament, ausgelöst durch Eva, die laut der biblischen Geschichte unerlaubt vom Baum der Erkenntnis aß und auch Adam von den Früchten gab. Maria aber überwindet die Sünde durch die jungfräuliche Geburt des Erlösers. Die Mondsichel ist ein Zeichen ihrer Keuschheit, die den „alten Adam“ – das Gesicht unter der Mondsichel – überwindet. Deshalb wurde Maria als „neue Eva“ verehrt.

Wie die Figur aus Schlesien nach Westdeutschland gelangte, ist ungewiss. 1950 tauchte sie im Kunsthandel auf – die Farbe war original erhalten, der Arm des Jesuskindes war vermutlich im Barock etwas ungeschickt ergänzt worden. Seit der Eröffnung 2006 ist die Maria im Schlesischen Museum zu Görlitz zu sehen.

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