Mariä-Heimsuchung-Basilika

Die Anfänge des Kultes der Muttergottes in Heiligelinde (pol. Święta Lipka) reichen bis in das 14. Jahrhundert zurück, lange bevor das Sanktuarium errichtet wurde. Der Legende nach wurde ein zum Tode verurteilter Mann in den Kerkern der Kirche in Rastenburg (pol. Kętrzyn) gefangen gehalten. Dort schnitzte er, dank der Eingebung der Muttergottes, eine Figur der Jungfrau Maria und ihres Kindes aus Holz. Nachdem die Skulptur fertig war, wurde er freigelassen und die Figur hängte er an eine Linde auf dem Weg von Rastenburg nach Rößel (Reszel). Die Skulptur der Jungfrau Maria mit Kind wurde durch ihre Wunder berühmt.

Das Heiligtum der Mutter der Einheit der Christen in Heiligelinde, an dessen Stelle einst zwei Kapellen standen, ist heute eines der wichtigeren und bekanntesten  Marienheiligtümer in Polen. Das Gotteshaus wurde an der Grenze zweier Glaubensgebiete errichtet, des katholischen Ermlands und des protestantischen Herzogtums Preußen. Vor den Teilungen wurde es dank zahlreicher Pilgerfahrten „Tschenstochau des Nordens“ genannt.

Die Kirche hat die Form einer dreischiffigen Basilika. Das Mittelschiff ist mit einem Viergelenkbogen bekrönt und die Seitenschiffe sind mit Emporen geschmückt, die von Säulen getragen werden. Vom Westen her ist das Gebäude mit einer schmalen Fassade verschlossen, die sich über die Seitenwände hinaus erstreckt. Die dreiundfünfzig Meter hohen quadratischen Türme sind in Bezug zu den Achsen beider Seitenschiffe leicht nach außen verschoben. Das ganze Gebäude wurde auf einem rechteckigen Grundriss erbaut. Das überwiegende Material ist verputzter Backstein.

Die Kirche besticht durch die Größe und Geräumigkeit ihres Innenraums. Die innere Geräumigkeit ist dem hohen und schmalen Mittelschiff zu verdanken, dem die anderen Teile des Innenraums untergeordnet sind. Die Kirche ist von einem rechteckigen Kreuzgang und vier quadratischen Eckkapellen umgeben.

Die Kirchengebäude entsprechen dem um 1573 von Karl Borromäus formierten Kanon des Kirchenbauprogramms, das besagt, dass die Kirchen mit ihrer Architektur „die Wirkung religiöser Zeremonie verstärken sollten, selbst wenn sie einen zufälligen Besucher beeinflussen […] damit nicht nur die Innenräume der Kirche geräumig, hell und kompositorisch dem großen Altar untergeordnet sind, sondern auch prächtige, mit Heiligenfiguren geschmückte Fassaden haben. Mit dem Ausmaß und der Lage sollten sie die Umgebung beherrschen“.

Die gesamte Ostwand wird vom größten und prächtigsten Altar des Gotteshauses besetzt. Er ist 19 Meter hoch und reicht bis zum Gewölbe der Basilika. Der Altar wurde 1712-1714 von K. Peucker in seinem Atelier in Rößel (pol. Reszel) hergestellt. Die Arbeiten wurden von Bischof T. Potocki finanziert. Die Holzkonstruktion des Altars ist dreistöckig und besteht aus den für den Spätbarock typischen architektonischen Elementen und Ornamenten. Die einzelnen Ebenen des Altars, die sich nach oben hin verjüngen, wurden mit einer Vielfalt von Skulpturen und Bildern gefüllt. Den wichtigsten Platz des Altars nimmt das wunderschöne Bild der Muttergottes von Heiligelinde ein, das 1640 von B. Pens gemalt wurde. Das rechteckige Leinwandbild ist von einem silbernen Kleid bedeckt, das 1719-1720 vom Königsberger Goldschmied Samuel Grewe angefertigt wurde. Derselbe Künstler fertigte auch eine silberne Tabernakel-Dekoration auf dem Altartisch an. Es zeigt „Christus mit den Jüngern in Emmaus“ an der Tür und das „Letzte Abendmahl“ in der Bekrönung. Das mittlere Bild des Altars stellt die Mariä Heimsuchung dar und das obere Mariäs Aufnahme in den Himmel. Beide wurden 1725 von P. Kolberg aus Guttstadt (pol. Dobre Miasto) gemalt. An den Seiten jeder Etage befinden sich Skulpturen: die Heiligen – Johannes der Täufer, Josef, Joachim und König David (unteres Geschoss); die heiligen Andreas, Petrus, Paulus und der Evangelist Johannes (mittleres Geschoss); die Heiligen: Adalbert, Stephanus, Kasimir und Sigismund (oberes Geschoss). Der gesamte Altar ist mit einer strahlenförmigen Gloriette gekrönt, in deren Lichtspalt sich das Christogramm „IHS“ befindet.

Dank der Bemühungen des Superior-Abtes G. Engell (1718-1722) baute der königliche Orgelbaumeister Jan J. Mosengel aus Königsberg in den Jahren 1719-1721 eine wunderschöne Orgel. Das Instrument, das sich harmonisch in die Umgebung einfügt, wurde ursprünglich als achtzehnstimmiges Instrument mit zwei Manualen entworfen. Doch im Laufe der Arbeiten wurde die Bestellung um ein drittes Manual und ein Pedal erweitert, so ergeben sich insgesamt siebenunddreißig Stimmen. Wie alle Instrumente mit Barockklang verfügte auch die Heiligelinde-Orgel über eine mechanische Traktur und die zum Spielen notwendige Luft wurde durch vier Keilbälge gepumpt, die von sogenannten Kalkanten betätigt wurden.

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