Hauptaltar von Veit Stoß

Ein Meisterwerk des späten Mittelalters, bei dem der Reichtum und die Originalität der Formeln des Inhaltsprogramms des „Marienaltars“ Hand in Hand mit der hervorragenden künstlerischen Form gehen, die ihm gegeben wurde. Das Krakauer Retabel ist das früheste sichere Werk von Veit Stoß, reif und unübertroffen in Maßstab, Ausdruck und Konzeption – ein wahres opus magnum des Künstlers.

Der Marienaltar ist ein Pentaptychon, d.h. ein fünfflügeliger Aufbau, der aus einem Mittelteil, einem Altarschrein mit vollplastischen Figuren, einem Paar beweglicher Innenflügel und einem weiteren Paar fester Außenflügel besteht, die alle mit Flachreliefs versehen sind. Das Objekt wird durch eine Predella mit Flachrelief vervollständigt, die auf der gotischen Altarmensa thront, sowie durch eine durchbrochene, mit vollplastischer Skulptur gefüllte Bekrönung auf einem Schrank.

Die Hauptszene des Altars, die sich im zentralen Schrein befindet, ist die Entschlafung der Jungfrau Maria. Die schlafende Maria ist von den Aposteln umgeben. Die Figur der Jungfrau Maria und des heiligen Jakobus, der sie stützt, ist aus einem einzigen Lindenstamm geschnitzt, ebenso wie die Figuren von Christus, seiner Mutter und zweier Engel in der Mariä-Himmelfahrt-Szene.

Der geöffnete Altar auf beweglichen Flügeln illustriert die sechs Freuden Marias: von der Verkündigung bis zur Ausgießung des Heiligen Geistes. Bei geschlossenem Schrein zeigen die Flachreliefs 12 Szenen aus dem Leben von Maria und Jesus. Die Figuren sind in den Kostümen aus der Entstehungszeit des Werkes (15. Jahrhundert) dargestellt, was heute eine ausgezeichnete Studie der Kostümkunde darstellt. Haushaltsgeräte und Alltagsutensilien sind ebenfalls originalgetreu abgebildet. Das obere Viertel auf dem rechten beweglichen Flügel stellt die Kreuzigung Jesu Christi dar.

Auf den Flügeln des geschlossenen Altars von Veit Stoß befinden sich zwölf Szenen. Im linken unbeweglichen Flügel: die Begegnung von Joachim und Anna; die Geburt Mariens; die Darstellung Mariens im Tempel. In den beweglichen Flügeln: Darstellung Jesu im Tempel; der zwölfjährige Jesus im Tempel; die Gefangennahme Jesu; die Kreuzigung; die Abnahme vom Kreuz; die Ablage im Grab. Auf dem rechten unbeweglichen Flügel: der auferstandene Jesus, der Maria Magdalena erscheint; die drei Marien am Grab; Christus im Abgrund.

Früher wurde der Altar nur an höchsten kirchlichen Feiertagen geöffnet, so dass die Gläubigen im Alltag nur die Flügel des geschlossenen Altarbildes sehen konnten.