Besteckkasten

Das ursprünglich fast 120-teilige Besteckset fertigte der Goldschmied des preußischen Königs um 1850 an. Anlass war die Hochzeit von Gräfin Erna von Frankenberg-Ludwigsdorf und Graf Georg Friedrich Henckel von Donnersmarck, beide aus Familien oberschlesischer Industrieller. Doch die kostbare Aussteuergabe mit dem Wappen der Braut brachte der Ehe kein Glück. Nur ein Jahr später starb die junge Erna. Das Besteck aber fand bald erneut Verwendung. Denn Graf Donnersmarck heiratete die Schwester seiner ersten Frau, die das gleiche Wappen führte.

Es war lange abgemacht, dass die beiden Familien durch eine Heirat verbunden werden sollten. Die Herren von Frankenberg hatten im 13. Jahrhundert den Piasten gedient. Die Henckel von Donnersmarck waren im Gefolge der Habsburger ins Land gekommen.

In jüngster Zeit suchten beide Familien ihr Glück in der modernen Industrie. Graf Ernst von Frankenberg-Ludwigsdorf, der Brautvater, baute Hüttenwerke und legte den Grundstein für die später so berühmte Porzellanfabrikation in seiner Herrschaft Tillowitz. Die Grafen Henckel von Donnersmarck gelangten im 19. Jahrhunderts mithilfe der Bodenschätze in ihrer Standesherrschaft Beuthen zu märchenhaftem Reichtum. Ihr Imperium umfasste Steinkohlegruben, Bergwerke, Eisen- und Zinkhütten sowie das erste Stahlwalzwerk auf deutschem Boden.

Am 9. Oktober 1854 wurde auf Schloss Tillowitz Hochzeit gefeiert. Für die Ausstattung der Festtafel hatte man sich an eine der ersten Adressen Berlins gewandt: Johann George Hossauer, der Goldschmied des Königs, entwarf nach englischem Vorbild eine prachtvolle Silbergarnitur im Stil des „Zweiten Rokokko“. Alle Stücke trugen das Wappen der gerade achtzehnjährigen Braut. Doch sie starb bei der Geburt ihres ersten Kindes. Graf Georg-Friedrich freite nach dem Trauerjahr erneut eine Komtess aus dem Hause Frankenberg: Ernas jüngere Schwester Eleonore. So wurden die silbernen Messer, Gabeln, Löffel und Kellen bald erneut für eine Hochzeit auf Hochglanz poliert.

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