Kreuzigung

Ölgemälde auf Holz aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553), der neben Albrecht Dürer zu den hervorragendsten Vertretern der Renaissance in der deutschen Kunst zählt.

Das unsignierte Gemälde entstand zweifellos zeitgleich mit Cranachs signiertem „Weg nach Golgatha“. Man sieht, dass die beiden Werke zusammen besprochen wurden – man hat versucht, bestimmte Details ähnlich zu halten, aber sie sind nicht identisch. Es scheint, dass hier zwei Maler getrennt voneinander gearbeitet haben – es genügt, die Figuren von Maria, Johannes und den Frauen sowie z.B. das Gesicht Jesu in beiden Werken zu vergleichen.

Eine vielgestaltige Kreuzigungsszene, die zum so genannten historischen Typus gehört. Das Gemälde in Form eines stehenden Rechtecks stellt eine überfüllte Passionsszene dar. Im Vordergrund, links, eine Gruppe von Frauen mit der ohnmächtigen Jungfrau Maria und dem weinenden heiligen Johannes. Rechts in der Ecke würfeln Soldaten um die Tunika von Jesu. In der Mitte befindet sich ein Kreuz mit dem ausgestreckten Körper Christi, an den Seiten diagonal angeordnet die Kreuze zweier Verbrecher. Unter den Kreuzen ein dichtes Gedränge von Würdenträgern, Soldaten und Bediensteten zu Fuß und zu Pferd. Im Hintergrund ein düsterer graugrüner Himmel, von dem sich das scharfe weiße Perizonium Christi abhebt, das zu beiden Seiten des Kreuzes breit verweht ist (das verwehte Perizonium – ebenfalls ein „Markenzeichen“ von Cranachs Kreuzigungsdarstellungen). Am Körper Christi und der Räuber gibt es viele, stark blutende Wunden. Christus wurde bereits von einem Speer durchbohrt, dessen blutige Klinge wir neben ihm sehen. Der rothaarige Verbrecher auf der rechten Seite ist der böse und spöttische. Unter ihm wendet sich ein Ritter auf einem weißen Pferd Jesu zu und legt seine Hand auf sein Herz. Dies ist sicherlich der Hauptmann, der gestanden hat: „Dieser ist wahrhaftig der Sohn Gottes“. Rüstung und Waffen sind hier im Detail ausgearbeitet. Einen anderen malerischen Ansatz verraten einige der Gesichter. Die auf dem „Weg nach Golgatha“ sind, sind schematischer dargestellt. Es steckt mehr Bosheit, Abneigung und Hässlichkeit in ihnen, während sie hier milder sind, auf einigen kann man Reflexionen sehen. Aber auch hier sehen wir Spott. Zwei Schaulustige zeigen dem Gekreuzigten ihre Zunge, und einer von ihnen zeigt die Feigenhand. Das gesamte Farbschema besteht aus nebeneinander liegenden kräftigen Rottönen sowie kühlen Grün- und Gelbtönen, die durch das Blauweiß unterbrochen werden.

Das Gemälde von einem unbekannten Retabel befand sich bis 1945 in der Kirche in Silligsdorf (pol. Sielsk) im Besitz der Familie von Borck. Während des Krieges wurde es auf dem Dachboden des Pfarrhauses versteckt, wo es bis 1966 blieb. Von dort wurde es von Pfarrer inf. R. Kostynowicz in die Kathedrale in Cammin i. Pommern (pol. Kamień Pomorski) gebracht.

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