Königsorden der Breslauer Zwingerschützenbruderschaft

Stolz aufgerichtet, von gleißendem Gold, mit rot funkelnden Augen aus Almandin, die Schwingen gespreizt wie ein Strahlenkranz – das ist der Breslauer Schützenadler von 1685, ein Meisterwerk schlesischer Goldschmiedekunst, das sich mit besten Nürnberger Arbeiten messen kann.

Der gut 40 cm hohe Vogel aus vergoldetem Silber war das Wahrzeichen der Breslauer Schützengesellschaft und der Hauptpreis beim jährlichen Schützenfest.

Die Bruderschaft der Zwingerschützen war der vornehmste Club im alten Breslau – ursprünglich als Bürgermiliz gegründet, geriet sie ab dem 15. Jahrhundert unter die Kontrolle der Kaufleute. Wer zu den 30 bis 40 Mitgliedern gehörte, hatte es bis an die Spitze gebracht. Ihm stand der Weg offen zu einer der höchsten Würden Breslaus: Er konnte Schützenkönig werden.

Immer in der Pfingstwoche lud der Rat zum großen Schützenfest im Zwinger vor dem Schweidnitzer Tor ein. Dann war die ganze Stadt auf den Beinen. Jahrmarktstimmung erfüllte die Gassen. Alles drängte zu den Lustbarkeiten und Wettkämpfen: zu Hahnwerfen, Kegeln und Wettlaufen, zu Glücksspiel und Lotterie. Höhepunkt war das „Schießen um das Königreich“. Man schoss mit der Armbrust auf eine bunt bemalte Figurenscheibe in der Form eines Vogels. Wer ein Stück herunterschoss, bekam einen der wertvollen Preise, die der Rat ausgesetzt hatte.

Aber nur die Mitglieder der Schützenbruderschaft waren zur letzten Runde zugelassen, zum Schuss auf das Herz. Wer traf, besaß ein Jahr lang den Königsorden der Schützen, den goldenen Schützenadler. Bei Empfängen und Prozessionen wurde die Trophäe vor dem Schützenkönig hergetragen. Jedermann musste den Hut ziehen. Auf dem Kopf trug die Figur ursprünglich ein mit Almandinen und Perlen besetztes Krönchen, auf der Brust ein goldenes Schild. An den 172 Ösen waren kostbar geschmückte Täfelchen mit Namenszügen der Schützenkönige aufgehängt. Der Orden symbolisierte so den Stolz und den Reichtum der wehrhaften Kaufleute.

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