Gehender oder Laufender Mann

Im Jahr 1893 wurde das künstlerische Manifest des Münchner Bildhauers Adolf von Hildebrandt mit dem Titel „Das Problem der Form in der bildenden Kunst“ veröffentlicht.

Der Schöpfer des Konzepts des neuen Klassizismus fand viele Nachfolger, und zu seinen treuesten Schülern gehörte Bernhard Bleeker. Als Bleeker mit der Dekoration des neuen Flügels der Ludwig-Maximilians-Universität begann, wurde Walter Riezler, ein Bewunderer Hildebrandts, der gerade seine Forschungen zu attischen Weißgrund-Lekythen abgeschlossen hatte, zum Direktor des Stadtmuseums in Stettin ernannt.

Während der Münchner Zeit muss Riezler Bernhard Bleeker gekannt haben, der zur gleichen Zeit ein Porträt des Theoretikers sowie seines jüngeren Bruders Hermann anfertigte. Hermann schlug einen ähnlichen Weg ein – in den Jahren 1910–1911 teilte er sich ein Atelier mit Bernhard, wurde Hildebrandts Assistent an der Akademie der Bildenden Künste und später in seinem privaten Atelier in Florenz.

Hermann Bleekers Diplomarbeit (erkennbar durch den Namenszusatz „Kullmer“) – eine Bronzestatue eines gehenden oder laufenden Mannes – wurde von Riezler erworben und schmückte die Galerie für moderne Kunst des neu fertiggestellten Stettiner Museumsgebäudes im Jahr 1913.

Das Thema der Skulptur resultiert aus der Rezeption der Werke von Auguste Rodin, insbesondere seines“ Gehenden Mannes“ (um 1900). Rodin stellte mehrfach im Münchner Glaspalast aus, war Mitglied der Münchner Secession und korrespondierendes Mitglied der Akademie. Die Statue eines Athleten mit römischem Profil und massiver Gestalt verkörpert jedoch hauptsächlich die Prinzipien der hildebrandtschen Komposition: die maximale Betonung der räumlichen Suggestivität der einzelnen Glieder. Jedes anatomische Element wurde so gestaltet, dass ein vielfältiger, präziser Umriss und eine klare Ansicht, besonders aus großer Entfernung (sogenanntes Fernbild), entstehen.

Obwohl Bleeker-Kullmer noch viele weitere Bildhauerarbeiten, Porträts, Grab- und Kriegsdenkmäler sowie Entwürfe für Münzen und Medaillen schuf, blieb „der Läufer“ sein bedeutendstes Werk.

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